Dienstag, 24. Januar 2012

Buchtipp - Else Buschheuer - verrückt bleiben!

sie war Wetterfee und jetzt schreibt sie und zwar grandios

wollen wir uns duzen? - NEIN
darf ich noch mit reinkommen? - NEIN
gefällt dir mein Buch? - NEIN
kommst du Weihnachten? - NEIN
willst du mich heiraten? - NEIN verdammt,
what part of NO do you not understand?

Allein, bedeutet nicht, einsam  


Ich kann seltsam sein, ohne dass jemand sagt, „is was?“
Ich kann dösen, ohne dass jemand fragt, „was denkst du grad?“
Ich kann scheitern, ohne dass jemand sagt, „siehste!“
Ich kann anarchisch essen, Unmengen hartgekochter Eier verschlingen, wie Paul Newman in
„Cool Hand Luke“, ohne ein schlechtes Vorbild zu sein.
Ich kann das Kino verlassen, wenn mir der Film nicht gefällt.
Ich kann die Reiseroute ändern, ohne dass ein Ehemann meckert.
Ich kann die Dinge exzessiv betreiben ohne Regulativ.
Ich kann Ostern und Weihnachten boykottieren, den Fluchtweg freihalten, am Rand sitzen.
Ich kann verkehrt herum im Bett liegen – oder quer.
Ich kann mitten in der Nacht das Licht anmachen, um mir etwas aufzuschreiben oder Spaghetti zu kochen – und niemand beschwert sich.


Im Alleinleben sammle ich Kraft für Begegnungen.
Ich kann für Menschen da sein – aber nicht permanent.
Keine Angst. Ich bin nicht eine von denen.
Ich habe Freunde. Ich helfe ihnen, sie helfen mir.
Bloß einziehen sollten sie nicht. Ich muss mich auch zurückziehen können.
Was glauben sie, warum es so viele Hobbyräume im Keller gibt? Jeder Mensch braucht Rückzugsmöglichkeiten. Und wenn er die nicht hat, zerhackt er irgendwann seine Frau.


 

5 Kommentare:

  1. Ein grandios geschriebenes Buch, durchaus in der Lage, dem Leser eine "andere Sichtweise" zu vermitteln. Allein zu leben z.B., bedeutet nicht zwangsweise, einsam zu sein. Die Autorin findet die "gute Seite der Münze" in jeder Lebenslage.
    Mit macht das Buch Spaß und es tut gut.
    Mehr kann ich mir zur Entspannung, in der Freizeit nicht wünschen.

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  2. allein beudetet nicht einsam. selbstverständlich nicht!
    und doch - mir gefällt diese parole nicht.

    für mich wird dies zu oft und zu vordergründig propagiert.
    unsere single-lastige gesellschaft gibt da eine botschaft aus, die den frühere rechtfertigungstatus, in dem sie sich befanden, aushebeln soll.

    ich persönlich finde, dass es in jedem fall besser ist, allein zu leben, als in einer schlechten partnerschaft! das ist klar!

    aber - es sollte niemals zu unserem ziel werden.
    es entspricht nicht unserem urinstinkt. deshalb handeln wir dann nicht selbstliebend!

    und heute wird durch diese parole leider eher gefördert, dass die bequemlichkeit die menschen lieber allein leben lässt. niemand will mehr auf einen anderen eingehen usw., sich keine partnerschaft mehr erarbeiten. wir konsumieren partner, weil wir in einer konsumgesellschaft leben und glauben, das gehört so.
    und wie wir ja auch sonst vieles nicht mehr reparieren, werfen wir auch die partner weg, wenn sie nicht mehr einwandfrei "funktionieren".

    und DAS ist überhaupt nicht gut!

    und alle diese punkte, die da in dieser "leseprobe" angeführt sind, ritzen ganz schön genau in diese kerbe ...

    aber wie gesagt, allein zu sein bedeutet niemals, einsam zu sein! das unterschreibe ich dennoch sofort!

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  3. "Niemals sehen zwei Menschen die Welt mit gleichen Augen", ich finde deine Betrachtungsweise interessant.
    Ich habe die Message genau andersherum aufgefaßt. Nämlich, dass man keine Angst vor dem Alleinsein haben soll, dass man durchaus die Vorzüge der Unabhängigkeit genießen kann. Vielleicht war ich aber auch deshalb so eingestellt, weil mir kurz vorher eine FB Bekannte vorgejammert hatte, wie verliebt sie sich in einen Männ hätte und es wäre so schlimm, nicht zusammen sein zu können. Diese Frau sitzt und wartet die ganze Zeit und da ist so viel Einsamkeit.

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  4. ach, du weißt ...
    dazu könnte ich bücher schreiben ...
    wenn ich es nicht schon getan hätte *ggg*

    und selbstverständlich soll man keine angst vor dem alleinsein haben. das tut nicht weh! wenn man es richtig macht.
    aber man sollte sich nicht dorthin flüchten und das tun leider so viele singles.

    und wenn ich da oben lese "jeder mensch braucht rückzugsmöglichkeiten", dann ist mir das zu einseitig!
    denn da steht nix davon, dass jeder mensch eigentlich "nähe braucht", sie aber die meisten menschen nicht mehr ertragen!
    aber der mensch ist ein herdenwesen, also die reise in das autarke leben ist der umgekehrte fall von dem, was er seinem wesen nach anstrebt, anstreben "muss".
    und das ist das verhängnis.

    was bringt mir das, wenn ich das kino verlassen kann, wenn ich will? was ist das für ein argument?
    das ist ein armutszeugnis für den gefühlshaushalt, finde ich, dass das jemandem wichtig erscheinen kann.
    abgesehen davon - bei mir ist das so, wenn mir ein film nicht gefällt:
    entweder bleibe ich meinem partner zuliebe oder ich gehe hinaus und er kann ihn sich in ruhe allein ansehen. das ist schon so vereinbart.

    und wieso muss ein ehemann meckern, wenn eine reiseroute abgeändert wird?
    ist es dann nicht auch die frau, die da meckert, dass sie ihren willen nicht durchsetzen kann?
    denn die reiseroute wurde doch hoffentlich vorher besprochen.

    wird eine partnerschaft denn wirklich nur mehr auf diese essenzen reduziert?
    dann gute nacht!

    ich würde das für mich nicht wollen.
    aber auch bin selbstverständlich lieber jahrelang allein gewesen, bevor ich in einer schlechten partnerschaft verbracht hätte, die meiner selbstliebe geschadet hätte. und auch ich habe keineswegs darunter gelitten, allein zu sein.
    aber solche beispiele sind keine punkte, die der selbstliebe schaden, sondern eher ein indiz für mangelnde liebesbereitschaft. sagt die frau "liebesforscherin" ... ;-)))

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  5. Du zauberst ein dickes Grinsen in mein Gesicht, liebe Lintschi, denn wir beide sind starke Frauen und leben in einer "echten Partnerschaft". Aber wir beide wissen auch, dass das leider nicht die "Norm" ist. Wieviele Menschen gibt es, die Respekt in ihrer Beziehung nicht leben, trotzdem kenne ich so viele (gerade) Frauen, die sich eher in diesen "gewohnten Zustand" fügen, als selbstbewußt, z.B. das Kino zu verlassen :-), oder das Alleinleben wählen.

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