Freitag
10:50 Uhr … eine gute halbe Stunde nur war ich unterwegs und bei meiner
Rückkehr habe ich keinen trockenen Faden mehr am Leib. Ich wollte zur Bank,
Euros umwechseln und hatte vergessen, dass heute Freitag ist, DER
Wochenfeiertag. Bank geschlossen, morgen auch, erst am Sonntag öffnet sie
wieder ihre Tore und ich bin ohne Pfund so gut wie aufgeschmissen, denn der
inoffizielle „Wechselkurs der Händler“ ist natürlich ein Witz.
Also schnell raus
aus den Klamotten und rein in die Galabea (Hauskleid), unter der der Luftstrom der
Aircondition den heißen Körper umschmeichelt. Hände waschen, den allgegenwärtigen
pulverfeinen Wüstensand abspülen.
Ganz umsonst
war mein Ausflug heute doch nicht, 2 frische Fladenbrote habe ich mitgebracht
und einen scharf würzigen Käseaufstrich aus Schafskäse (vgl. österreichischer
Liptauer) – mein Frühstück mit türkischem Kaffee. Ich bin selbst erstaunt, wie
reibungslos ich nach kurzer Zeit bereits den Alltag bewältige. Ich gehe die
paar Schritte vom Haus zur Hauptstraße, dabei genieße ich den Blick aufs Meer, halte
mit einer lässigen Handbewegung einen Minibus an und fahre für 50 Piaster (65 Cent) zu
einem Ziel meiner Wahl, dort stoppt der Fahrer ebenfalls auf Wunsch. Taxi für 5
Pfund (6,50 €) leiste ich mir nur, wenn ich Einkäufe transportieren muss.
Inzwischen diskutiere ich auch mit den Taxifahrern nicht mehr, 5 Pfund ist der Einheimischen
Preis und mehr zahle ich nicht. Die Jungs merken auch ganz schnell, wer sich
auskennt, oder wer „Frischling“ ist.
„I protect
myself“ bedeutet, ich kleide mich in einer angepassten Form, kurze Hosen und
Spaghetti Tops bleiben Zuhause, auf die Strasse begebe ich mich nur in langer
Hose oder Rock und langärmeligen Oberteilen. Schlagartig verändert sich die
Akzeptanz meines Umfeldes. Ich werde nicht länger als touristisches
Frischfleisch, auf der Suche nach einem erotischen Abenteuer betrachtet,
sondern mit sichtbarem Respekt behandelt. Überhaupt, ich fühle mich derart
entspannt, dass ICH, als „Überlebenskampf erprobte Mitteleuropäerin“, meine
beiden Schwerter aus den Händen gelegt habe und mir die Aufmerksamkeit und
Rücksichtnahme dieses „Macho-Männervolkes“ gerne gefallen lasse.
Es ist nämlich
ein Irrtum, begründet auf irreführender westlicher anti-islamistischer Propaganda,
wenn wir glauben, dass die Frauen hier schlechter behandelt werden als in der „zivilisierten
Welt“. Das Gegenteil ist der Fall! Die Männer nehmen ihren Frauen so gut wie
alles ab. Wenn der Mann einen Job hat, geht die Frau nicht arbeiten und wenn er
keinen hat auch nicht, dann muss er eben mit Gelegenheitsjobs die Familie
ernähren. Auf seinem Heimweg erledigt ER die Einkäufe und nützt die Gelegenheit
zu einem Treff mit Freunden im Coffee Shop auf einen Chai (Tee) und Shisha
(Wasserpfeife). Klagt die Frau über irgendein Problem, ist es Aufgabe des
Mannes sich darum zu kümmern, sei es der Kampf mit einem Handwerker, Ärger mit wem
auch immer …. „HE has to solve the problem“. SIE ist ausschließlich für Haus
und Hof und Kinder zuständig und die Pflege der sozialen Kontakte. Die Ladies treffen
sich vorzugsweise Zuhause zum Shisha rauchen, Teetrinken und Süßigkeiten
futtern. (Ich erwähnte bereits, dass die Araber eine Vorliebe für üppige
weibliche Formen haben „viel Schatten in der Sonne“, wird das von Peter
kommentiert).
Beim Einkauf
in meinem Mini-Markt um die Ecke, (dort bin ich treue Stammkundin, weil mich der
Verkäufer vom ersten Tag an NICHT über den Tisch gezogen, sondern mir
Einheimischen-Preise verrechnet hat), erzähle ich so nebenbei, dass ich aus der
Laundry (Wäscherei) nicht immer alle Wäscheteile zurückbekomme und, dass mich
das ärgert. „Where is your husband, he has to go there“ .. lautet die
Antwort. “On the boat”
antworte ich, …. „I go with you“ bestimmt der hilfsbereite Mann, verlässt seinen
Laden (ohne abzuschließen natürlich) und begleitet mich zur Laundry. Dort lässt
er einen Wortschwall auf den Besitzer niederprasseln, dass ich fürchte, der nächste
Krieg stünde bevor, doch gegenseitiges Nicken und Lächeln beruhigen mich, es
ist eine ganz normale arabische Unterhaltung.
Das Ende vom
Lied – der Laundry Besitzer verspricht, seine Kunden um Kontrolle ihrer
Wäschestücke zu bitten und um Rückgabe, falls sie Teile in ihrem Besitz haben,
die sie vorher noch nicht hatten. Die Gattin des Laundry Besitzers erklärt
schulterzuckend, die Teile wären eben „somewhere in Egypt“ und mein Vermittler
rät mir dringend an, die Laundry zu wechseln. Was ich am nächsten Tag auch
mache. Diesmal fange ich es gleich intelligenter an. Ich schildere unserem „door
man“ (Hausmeister) was Sache ist, ER begleitet mich zur Laundry seines
Vertrauens (trägt meinen Wäschesack) und schärft dem jungen Kerl dort ein, dass
er meine Wäsche mit größter Aufmerksamkeit zu behandeln hätte und separat waschen
solle (nicht mit fremder Wäsche gemeinsam) und … dass ich morgen um 4 alles
fertig gebügelt abholen könne.
Frau trägt
hier keine Einkaufstüte, der Mann macht das. Werde ich von Peter oder David
begleitet, ist es selbstverständlich, dass die Einkäufe ihnen in die Hände
gedrückt werden, bin ich alleine, wird mir ein Boy (den der Ladenbesitzer
schnell ruft) die Einkäufe nach Hause tragen. Das Schleppen von 5-Liter-Trinkwasserkanistern
sehe ich auch als Männerjob an.
Vor zwei
Tagen leistete ich mir einen Ausflug zum METRO Shop, ein Lebensmittelladen nach
europäischem Muster, der mit dem deutschen nur den Namen gemeinsam hat, allerdings
blitzsauber ist (das ist allerdings eine Ausnahme), ein umfangreiches Sortiment
hat und wo ich letztendlich günstiger einkaufe als auf dem Markt, wo die
Händler immer versuchen, mir ein Vielfaches des Einheimischenpreises
abzuknöpfen. Sie haben aber Pech, denn ich kann inzwischen die arabischen
Zahlen lesen und sehr wohl den Unterschied erkennen zwischen dem arabischen
Zeichen O (5 Pfund) und den verlangten 20 Pfund! Nach dem Einkauf in METRO
packte ein Angestellter meine Einkäufe in Tüten, trug den Einkaufswagen über 3
Stufen bis an den Straßenrand, winkte mir ein Taxi heran und lud die Tüten in
den Wagen. Wo passierte mir das je in Deutschland? Der Taxifahrer sprach kein
Englisch, trotzdem gelang es mir, ihn quer durch die Stadt, bis zu meiner
Wohnung zu dirigieren – welch ein Erfolgserlebnis *grins*
Heute wollte
ich endlich meine erste „Arabic Lesson“ starten. Mein freundlicher Helfer aus
dem Tante-Emma-Laden spricht gutes Englisch, will mich in „Arabic teachen“,
wenn ich ihm im Gegenzug Deutsch beibringe. Ein fairer Deal wie ich meine und
ein wichtiger Schritt meiner Integration. Doch meine anstehenden Umzugsaktivitäten vereiteln das. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Doch das
Beste zum Schluss … wir ziehen im November in die Dachwohnung mit riesiger Terrasse und
Meerblick. Ich werde zwei oder drei Zimmer als Gästezimmer einrichten (für 2
Personen jeweils) und meinen Freunden und Bekannten als „afrikanisches Feriendomizil“
zur Verfügung stellen. Abendliches chillen auf der Dachterrasse mit Shisha
rauchen inklusive. Für eine kleine Miete von 100 € /Zimmer/Woche. Was haltet
ihr von 1 Woche Tauchsafari mit Peter und anschließendem Landurlaub in
Hurghada? Nichttaucher dürfen sich natürlich auch bei mir einquartieren. Ich
freue mich wahnsinnig und wünsche mir zahlreiche liebe Besuche.
Diverse Flugveranstalter bieten supergünstige Flüge ans Rote Meer an. Wer Hilfe braucht, Rat und Tat, melde sich, ich unterstütze gerne.
Anmeldungen nehme ich ab sofort in FB entgegen. Eine eigene FB-Seite werde ich basteln, sobald ich eingerichtet bin und Fotos machen kann
Bevor ihr
einen Urlaub in Afrika antretet, macht euch ein wenig vertraut mit dem Land
Ägypten, dem Klima, der Kultur, den Sitten und Gebräuchen und den
landschaftlichen Schönheiten und ihr werdet einen unvergesslichen Urlaub
erleben.
Das „highlight“
für jeden Europäer ist sicherlich die Sonnengarantie für 365 Tage/Jahr und die
Meerestemperatur von nahe 30 Grad. Wir leben in einem guten arabischen Viertel,
keiner Touristenfestung. Unser Haus liegt in einer ruhigen Seitenstraße, zum
Strand schlendert man gemütliche 5 Minuten, Infrastruktur ist vorhanden, aber
keine Touri Shops mit aufdringlichen Händlern. Wer das sucht, no problem, die
Shoppingmeilen und das Nightlife sind schnell erreichbar. Ein Geheimtipp meines
Sohnes dazu ist die „Hurghada Marina“. Die
Bevölkerung ist freundlich und hilfsbereit, im Gegenzug sollte man den Menschen
mit Respekt und Achtung ihrer Traditionen begegnen.
Bis bald
hoffentlich,
Inchallah (so Gott will)