Freitag, 21. September 2012

Learning step by step


Freitag 10:50 Uhr … eine gute halbe Stunde nur war ich unterwegs und bei meiner Rückkehr habe ich keinen trockenen Faden mehr am Leib. Ich wollte zur Bank, Euros umwechseln und hatte vergessen, dass heute Freitag ist, DER Wochenfeiertag. Bank geschlossen, morgen auch, erst am Sonntag öffnet sie wieder ihre Tore und ich bin ohne Pfund so gut wie aufgeschmissen, denn der inoffizielle „Wechselkurs der Händler“ ist natürlich ein Witz. 

Also schnell raus aus den Klamotten und rein in die Galabea (Hauskleid), unter der der Luftstrom der Aircondition den heißen Körper umschmeichelt. Hände waschen, den allgegenwärtigen pulverfeinen Wüstensand abspülen.

Ganz umsonst war mein Ausflug heute doch nicht, 2 frische Fladenbrote habe ich mitgebracht und einen scharf würzigen Käseaufstrich aus Schafskäse (vgl. österreichischer Liptauer) – mein Frühstück mit türkischem Kaffee. Ich bin selbst erstaunt, wie reibungslos ich nach kurzer Zeit bereits den Alltag bewältige. Ich gehe die paar Schritte vom Haus zur Hauptstraße, dabei genieße ich den Blick aufs Meer, halte mit einer lässigen Handbewegung einen Minibus an und fahre für 50 Piaster (65 Cent) zu einem Ziel meiner Wahl, dort stoppt der Fahrer ebenfalls auf Wunsch. Taxi für 5 Pfund (6,50 €) leiste ich mir nur, wenn ich Einkäufe transportieren muss. Inzwischen diskutiere ich auch mit den Taxifahrern nicht mehr, 5 Pfund ist der Einheimischen Preis und mehr zahle ich nicht. Die Jungs merken auch ganz schnell, wer sich auskennt, oder wer „Frischling“ ist.

„I protect myself“ bedeutet, ich kleide mich in einer angepassten Form, kurze Hosen und Spaghetti Tops bleiben Zuhause, auf die Strasse begebe ich mich nur in langer Hose oder Rock und langärmeligen Oberteilen. Schlagartig verändert sich die Akzeptanz meines Umfeldes. Ich werde nicht länger als touristisches Frischfleisch, auf der Suche nach einem erotischen Abenteuer betrachtet, sondern mit sichtbarem Respekt behandelt. Überhaupt, ich fühle mich derart entspannt, dass ICH, als „Überlebenskampf erprobte Mitteleuropäerin“, meine beiden Schwerter aus den Händen gelegt habe und mir die Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme dieses „Macho-Männervolkes“ gerne gefallen lasse. 

Es ist nämlich ein Irrtum, begründet auf irreführender westlicher anti-islamistischer Propaganda, wenn wir glauben, dass die Frauen hier schlechter behandelt werden als in der „zivilisierten Welt“. Das Gegenteil ist der Fall! Die Männer nehmen ihren Frauen so gut wie alles ab. Wenn der Mann einen Job hat, geht die Frau nicht arbeiten und wenn er keinen hat auch nicht, dann muss er eben mit Gelegenheitsjobs die Familie ernähren. Auf seinem Heimweg erledigt ER die Einkäufe und nützt die Gelegenheit zu einem Treff mit Freunden im Coffee Shop auf einen Chai (Tee) und Shisha (Wasserpfeife). Klagt die Frau über irgendein Problem, ist es Aufgabe des Mannes sich darum zu kümmern, sei es der Kampf mit einem Handwerker, Ärger mit wem auch immer …. „HE has to solve the problem“. SIE ist ausschließlich für Haus und Hof und Kinder zuständig und die Pflege der sozialen Kontakte. Die Ladies treffen sich vorzugsweise Zuhause zum Shisha rauchen, Teetrinken und Süßigkeiten futtern. (Ich erwähnte bereits, dass die Araber eine Vorliebe für üppige weibliche Formen haben „viel Schatten in der Sonne“, wird das von Peter kommentiert).

Beim Einkauf in meinem Mini-Markt um die Ecke, (dort bin ich treue Stammkundin, weil mich der Verkäufer vom ersten Tag an NICHT über den Tisch gezogen, sondern mir Einheimischen-Preise verrechnet hat), erzähle ich so nebenbei, dass ich aus der Laundry (Wäscherei) nicht immer alle Wäscheteile zurückbekomme und, dass mich das ärgert. „Where is your husband, he has to go there“ .. lautet die Antwort. “On the boat” antworte ich, …. „I go with you“ bestimmt der hilfsbereite Mann, verlässt seinen Laden (ohne abzuschließen natürlich) und begleitet mich zur Laundry. Dort lässt er einen Wortschwall auf den Besitzer niederprasseln, dass ich fürchte, der nächste Krieg stünde bevor, doch gegenseitiges Nicken und Lächeln beruhigen mich, es ist eine ganz normale arabische Unterhaltung.
 Das Ende vom Lied – der Laundry Besitzer verspricht, seine Kunden um Kontrolle ihrer Wäschestücke zu bitten und um Rückgabe, falls sie Teile in ihrem Besitz haben, die sie vorher noch nicht hatten. Die Gattin des Laundry Besitzers erklärt schulterzuckend, die Teile wären eben „somewhere in Egypt“ und mein Vermittler rät mir dringend an, die Laundry zu wechseln. Was ich am nächsten Tag auch mache. Diesmal fange ich es gleich intelligenter an. Ich schildere unserem „door man“ (Hausmeister) was Sache ist, ER begleitet mich zur Laundry seines Vertrauens (trägt meinen Wäschesack) und schärft dem jungen Kerl dort ein, dass er meine Wäsche mit größter Aufmerksamkeit zu behandeln hätte und separat waschen solle (nicht mit fremder Wäsche gemeinsam) und … dass ich morgen um 4 alles fertig gebügelt abholen könne.

Frau trägt hier keine Einkaufstüte, der Mann macht das. Werde ich von Peter oder David begleitet, ist es selbstverständlich, dass die Einkäufe ihnen in die Hände gedrückt werden, bin ich alleine, wird mir ein Boy (den der Ladenbesitzer schnell ruft) die Einkäufe nach Hause tragen. Das Schleppen von 5-Liter-Trinkwasserkanistern sehe ich auch als Männerjob an.

Vor zwei Tagen leistete ich mir einen Ausflug zum METRO Shop, ein Lebensmittelladen nach europäischem Muster, der mit dem deutschen nur den Namen gemeinsam hat, allerdings blitzsauber ist (das ist allerdings eine Ausnahme), ein umfangreiches Sortiment hat und wo ich letztendlich günstiger einkaufe als auf dem Markt, wo die Händler immer versuchen, mir ein Vielfaches des Einheimischenpreises abzuknöpfen. Sie haben aber Pech, denn ich kann inzwischen die arabischen Zahlen lesen und sehr wohl den Unterschied erkennen zwischen dem arabischen Zeichen O (5 Pfund) und den verlangten 20 Pfund! Nach dem Einkauf in METRO packte ein Angestellter meine Einkäufe in Tüten, trug den Einkaufswagen über 3 Stufen bis an den Straßenrand, winkte mir ein Taxi heran und lud die Tüten in den Wagen. Wo passierte mir das je in Deutschland? Der Taxifahrer sprach kein Englisch, trotzdem gelang es mir, ihn quer durch die Stadt, bis zu meiner Wohnung zu dirigieren – welch ein Erfolgserlebnis *grins*

Heute wollte ich endlich meine erste „Arabic Lesson“ starten. Mein freundlicher Helfer aus dem Tante-Emma-Laden spricht gutes Englisch, will mich in „Arabic teachen“, wenn ich ihm im Gegenzug Deutsch beibringe. Ein fairer Deal wie ich meine und ein wichtiger Schritt meiner Integration. Doch meine anstehenden Umzugsaktivitäten vereiteln das. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Doch das Beste zum Schluss … wir ziehen im November in die Dachwohnung mit riesiger Terrasse und Meerblick. Ich werde zwei oder drei Zimmer als Gästezimmer einrichten (für 2 Personen jeweils) und meinen Freunden und Bekannten als „afrikanisches Feriendomizil“ zur Verfügung stellen. Abendliches chillen auf der Dachterrasse mit Shisha rauchen inklusive. Für eine kleine Miete von 100 € /Zimmer/Woche. Was haltet ihr von 1 Woche Tauchsafari mit Peter und anschließendem Landurlaub in Hurghada? Nichttaucher dürfen sich natürlich auch bei mir einquartieren. Ich freue mich wahnsinnig und wünsche mir zahlreiche liebe Besuche.  
Diverse Flugveranstalter bieten supergünstige Flüge ans Rote Meer an. Wer Hilfe braucht, Rat und Tat, melde sich, ich unterstütze gerne.

Anmeldungen nehme ich ab sofort in FB entgegen. Eine eigene FB-Seite werde ich basteln, sobald ich eingerichtet bin und Fotos machen kann


Bevor ihr einen Urlaub in Afrika antretet, macht euch ein wenig vertraut mit dem Land Ägypten, dem Klima, der Kultur, den Sitten und Gebräuchen und den landschaftlichen Schönheiten und ihr werdet einen unvergesslichen Urlaub erleben.   
           
Das „highlight“ für jeden Europäer ist sicherlich die Sonnengarantie für 365 Tage/Jahr und die Meerestemperatur von nahe 30 Grad. Wir leben in einem guten arabischen Viertel, keiner Touristenfestung. Unser Haus liegt in einer ruhigen Seitenstraße, zum Strand schlendert man gemütliche 5 Minuten, Infrastruktur ist vorhanden, aber keine Touri Shops mit aufdringlichen Händlern. Wer das sucht, no problem, die Shoppingmeilen und das Nightlife sind schnell erreichbar. Ein Geheimtipp meines Sohnes dazu ist die „Hurghada Marina“.  Die Bevölkerung ist freundlich und hilfsbereit, im Gegenzug sollte man den Menschen mit Respekt und Achtung ihrer Traditionen begegnen.

Bis bald hoffentlich, 

Inchallah (so Gott will)

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